Logos des eröffnenden Ansprechens


Der Logos des eröffnenden Ansprechens


Wer da redet mit Einsicht, der muß sich festigen in dem allen Gemeinsamen.

Heraklit Fr 114

Vorspruch

Zum Ursprünglichen des Selbstbewußtseins gehört als einverbunden bindend die Ausübung der aus Einsicht verpflichtenden Vernunft – nicht nach einer der ursprünglichen Einheit noch vorgängigen Regel, sondern der Idee der Einheit der Vermögen als Ursprung gemäß, in dem sich durch die Wendung auf ihn eine Einsicht als Annahme des Maßes als Verpflichtung ergibt, Angemessenheit im Verbund aller als teilhabend zu erkennenden Vermögen wahrend zu ermöglichen.

Idee ist Maß im Grund und als Vollkommenheit des Werks.

Person und Gemeinschaft in der Tradition von Einsichtserfahrung

Jeder zählt mit, der hören kann und darin ansprechbar ist, daß er ein Bewußtsein hat, selbst zu denken. Da sich daraus eine Argumentation entwickelt, die den Anspruch stellt, mitvollzogen werden zu können, werden dadurch all diejenigen Vermögen allgemein angesprochen, die dazu gebraucht werden. Daß jemand diese Vermögen habe und ausüben könne, ist mit dem öffentlichen Ansprechen ohne jede Einschränkung zuerkannt.

Beurteilbar, ob die Argumentation richtig ist, ob sie von ihrem Ansatz her zur Erschließung der Anspruchsbedingungen nachvollziehbar ist, also die Vermögen recht angesprochen hat, die in Anspruch genommen werden müssen für die Einheit des Selbstbewußtseins im je selbst Denken, das kann öffentlich beurteilt werden, setzt aber auch die Bereitschaft voraus, sich der Fragestellung nach Bedingungen und Gründen von je eigenen Vermögen in dem Maße zu widmen, wie es die Durchführung der Argumentation verlangt.

Damit ist nicht gesagt, daß alle ansprechbaren Personen sie nachvollziehen und ihr mitvollziehend zustimmen werden, sondern nur, daß der Bestimmungszusammenhang der Begründung den teilhabenden Vermögen gemäß so verfasst sein sollte, daß sie von jedem, der diese Vermögen ihnen selbst gemäß gebraucht, auf diese als seine im Bewußtsein bezogen und die Bestimmung in ihrer Begründung mitvollzogen werden kann. Denn es geht in der Einsichtsgabe um nichts anderes als die Erkenntnis des Maßes der Selbstgemäßheit der am Selbstbewußtsein für dessen Einheit ursprünglich teilhabenden Vermögen.

Die philosophische Darstellung der Einheitsbedingungen von Selbstbewußtsein ist öffentliche Rede und richtet sich ohne Voreinschränkung an ein Mitdenken, das sein eigenes Verstehen bedenkt und in einer Arbeit der Selbsterkenntnis verschiedene Verhaltensarten im Denken und Erkennen zu unterscheiden bereit ist. Der Mitvollzug der Darstellung wird das Unterscheidungsvermögen im Verhältnis zu den eigenen Vermögen durch Erkenntnis ihrer Bedingungen üben. Der Raum der Öffentlichkeit, in den hinein die Philosophie Mitdenkende anspricht, ist darum immer auch als ein Bildungsraum von Reflexionsvermögen zu verstehen, in dem die angesprochenen Personen uneingeschränkt in ihren Vermögen geachtet werden, da sie auf eine allen gemeinsame Weise herausgefordert sind, sich in ihren Vermögen, deren Bedingungen von Einheit und Selbstentsprechung gemäß, bewußt sein zu können. Darum ist das so angesprochene Selbstbewußtsein ursprünglich allgemein, aber nicht anders darstellbar als in der Teilgabe und Teilnahme von Erkenntnisbildungen, in denen sich die Erkenntnisvermögen selbst zur Gemäßheit bilden. Darum zeigen sich als Leitbegriffe der Argumentation in ihren Gründen und Weisungsbestimmungen die Ideen von Vermögen, die im Selbstbewußtsein durch einen jeden als eigen wie als allgemein vertreten werden, wenn er sie selbst mit Bewußtsein gebraucht und in Begriffen identisch anspricht und nennt.

Damit wird einsichtig, daß Sprechen und Vernehmen im Raum des in den Anspruch genommenen Selbstbewußtseins von Personen, eine jede Person in der Fähigkeit, die Allgemeinheit der Gemeinschaft von selbstbewußten Personen vertreten zu können, achtet. Die so mit dem allgemeinen Selbstbewußtsein im Grundverhältnis des Bewußtseins eigener Vermögen in Anspruch genommene Haltung der Stellvertretung ist nur mit einer Identifizierung ihrer Würde als Person mit der Würde dieser seiner wie der Vermögen aller möglich, je selbst Person in diesem Stellvertretungsverhalten des Erkennens von Bedingungen des Selbstbewußtsein zu sein, und erfordert den tapferen Einsatz des einzelnen für das Gemeinschaftliche, der denkend anspricht und sich im Denken ansprechen läßt. Wer da redet mit Einsicht, der muß sich festigen in dem allen Gemeinsamen.  Heraklit Fr 114

Er spricht von sich als Fürsprecher für einen jeden und vermag nur so alle ohne Ansicht der Zugehörigkeit zu einer Kultur oder Gruppe anzusprechen, im Selbstbewußtsein als Person einen jeden anzusprechen möglichen ansprechend zu achten – in einem Achtungsraum, darin durch Bildung der Vermögen im schon ausgeübten Verhalten die Achtungswürdigkeit durch Ermöglichung der Selbstgemäßheit gewahrt werden kann.

Es wird das Selbstbewußtsein in seinen Einheitsbedingungen zugleich Grund und Kriterium in der Gegenwart seines allen gemein sein könnenden Anspruchs.

Mit ihm entfaltet sich durch das Wort eine geistig vergemeinschaftende Kraft.

Gelingt die Anrede im Logos, ist seine Gabe mithandelnd angenommen, dann ereignete sich ein dem Göttlichen des Ursprungs entsprechende Erfüllung von Einsicht, die von Freude begleitet sich forttragend mitteilen mag, und die Bannung des Geistes in die Schau nur einer Bedeutung zu lösen vermag.

Hier bindet sich das Bild des Fackellaufs in die Eröffnung ein, da an einem Licht, das aufgegangen ist, das nächste auf dem Nachfolgeweg sich entzündet.

„Ihr wißt wohl auch nicht einmal, daß gegen Abend noch ein Fackelzug sein wird zu Pferde, der Göttin zu Ehren?

Zu Pferde? sprach ich, das ist ja neu. Sie werden also Fackeln halten und sie einander hinreichen im Wettstreit zu Pferde?“ (Politeia 328a)

Die Allgemeinheit der öffentlichen Rede erfordert die Schrift, während die Bildungsarbeit für und zwischen einzelnen das Gespräch fordert, um durch andere dem jeweiligen Verfasstheit und Geübtheit gemäß angeleitet sein zu können. Deren Darstellung wiederum kann paradigmatische Bedeutung erlangen und wird als Schriftwerk erforderlich, wo die allgemeine Rede die Ideenbegriffe von Vermögen nur in der Maßgabe für die Berichtigung erinnerbarer Verfehlungen in der Ausübung von Vermögen, also im Verhältnis zu deren widerfahrener Ungemäßheit zu erkennen zu geben vermag: als maßgeblich werdend in der Umwendung von verfehlter Ausrichtung.

Nun können Ideen aber gar nicht ohne diese Umwendung in der Bildung begriffen werden, da sie das Selbstsein von Vermögen sind und nicht anders durch ihre Begriffe bedeutet werden können, als durch die Identität von Denken und Sein, dadurch auf unvermeidliche Weise das Bewußtsein im Denken von Ideen in eine Ungemäßheit sich verhält, es als Denken Einsicht und Erkenntnis muß sein können und es nicht sein kann, weil das Sein der verschiedenen Vermögen nicht jeweils nur das Sein des Denkens seins kann, deren Gedachtsein aber nicht adäquat wäre, wenn sie „nur“ gedacht wären, und nicht mit dem Denken von ihnen je sie selbst als sie selbst wären. Ihre erkennendes Gedachtsein ist darum wesentlich begleitend, gehört damit dem Selbstbewußtsien von Vermögen in dessen ausübung an und hält das Maß der Angemessenheit für ihr identisches Selbstsein aufrecht, wirkt somit als beistand im Geist, der die Vermögen vereinend sie ideengeführt betreut und zugleich nichts anderes ist als ihre Einheit in Ausübung, Wirkung, Bewußtsein, Handeln oder seelischem Leben in jeder sich selbst bewußt verhaltenden Person, die ihre Vermögen auszuüben verantwortet, wie in der Personengemeinschaft als jenem geistigen Raum der Achtung und Bildung von Vermögen.

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Die Weitergabe zur Bildung je eigener Einsicht kann nicht – um es im Bild des Höhlengleichnisses zu sagen – im Taglicht der Wahrheit außerhalb der Lebensgemeinschaft der irdisch behausten Höhlenbewohner erfolgen, sondern es ist sein Ort die paidaia der Wendungen als Geschehen unter Personen gegenüber dem Scheinhaften der kalkulierbaren Vorstellungssequenzen wie der Bequemlichkeit, nicht aus der gewohnten Umgebung seines Daseins herausgerissen zu werden.

Das Ansprechen wirkt als Herausforderung philosophischer Bildung als das Unnormale, Fremde und nicht Passende, dem man von sich aus zunächst nicht folgen mochte, und kann erst auf dem Rückweg der Erinnerung als befreiend erkannt werden, wenn man einmal herausgerissen war und den Stachel des Wahrheitsanspruchs des Gerechten und den Rechtheitsanspruch des Angemessenen nicht mehr wegträumen kann.

Für die Werke Platons wird ihre Schriftlichkeit durch die Notwendigkeit der Überlieferung von Einsichtsgedächtnissen gerechtfertigt; es bezieht ihre mit dem Dialegestai, dem gemeinschaftlich vertretenden Durchdenken, sich gestaltende Form des Bildungsdialogs aber die Kritik der Schriftlichkeit ein, da sie die Differenz wachhält zur Bildung je eigener Einsicht im Geist, der erst in je eigener Erkenntisarbeit aus der Buchstabentextur der Wortfügungen lebendig wird.

Darum sind die Werke in gewisser Weise die Fackeln, deren Feuer als Geist aber nur von den centaurenartigen Menschen auf sie weithin tragenden Pferden weitergegeben werden kann, wenn die sie Annehmenden zur Stelle sind und ihrerseits die angenommene Gabe weitertragen.

Bedingungen der Einheit des Selbstbewußtseins

Der „Gedanke, daß ich denke“ (Henrich) stellt ein Bewußtsein dar, daß, wenn ich mir irgendetwas vorstelle, ich es selbst bin, der denkt. Eine Vorstellung zu haben und selbst zu denken sind unabtrennbar. Ihre Vermögen stehen, thematisiert man sie durch ihre Begriffe, in einem Verhältnis ursprünglicher Verbindung zueinander.

Es ist in diesem Gedanken zwar unbestimmt, was ich jeweils vorstelle, aber sein Bewußtsein ist nicht leer, da mit dem, was (als je eigenes Verhalten) bewußt ist, zugleich die Begriffe des Denkens und der Vorstellung gebraucht und einer Person, die ich sagen kann, diese als Vermögen zuerkannt werden. Diese Zuerkennung vollzieht sich im Bewußtsein meiner selbst, ohne mich dabei grundsätzlich von anderen Denkenden zu unterscheiden, die von sich sagen und wissen können, daß sie sich etwas vorstellen und daß sie überhaupt Vorstellungen haben.

Auch wenn man fremde Meinungen übernimmt, hat man sie in die eigenen Vorstellungen aufgenommen, die man nur mit einer Selbsttätigkeit des Denkens haben kann. Unabhängig von der Frage, ob man zu bestimmten Vorstellungsinhalten und ihren Beurteilungen durch eigene Überlegungen, auf eigenen Erkenntniswegen oder mit selbst eingesehenen Gründen gelangt ist, bezieht sich das Bewußtein, daß ich denke, auf ein etwas Vorstellen als Vermögen, das wir mit jeder Vorstellung, die wir von etwas haben, im Denken selbst ausüben. Wir sind im selbstbewußten Vorstellungsbewußtsein immer auf etwas Vorgestelltes ausgerichtet, nicht auf das Vorstellen, dessen Tun als Denken wir im Bewußtsein des Ausgerichtetseins nur begleiten können. Ein solches Begleiten ist also von anderer Art als das Vorstellen von Gegebenheiten. Das je eigene bewußt werdende Verhalten ist keine Gegebenheit, sondern wird als das Verhalten eines Handelns vernommen, das unter der Bedingung steht, zu gelingen. Im Selbstbewußtsein stellen wir unserem Verhalten zugleich das Maß seiner Rechtheit und Angemessenheit vor, das zur Bedeutung seines Begriffs gehört und der jeweiligen Ausübung einer eigenen Handlung gegenüber als dessen Bestimmung zur Geltung gebracht, nicht von ihr als gegeben wahrgenommen wird. Das Denken hingegen im etwas Vorstellen verhält sich in einer Bewußtseinsintention auf etwa als gegeben und den Gehalt der Vorstellung prägend und ist in diesem Verhalten als eigenes Denken bewußt.

Sich durch ihre Begriffsbedeutung ein Denk- und Vorstellungsvermögen als einzelner zuzuerkennen, wie sie jeder Person zuerkannt wird, die vorstellend zu denken vermag, schließt ein, daß die Formulierung zum Ausdruck dieses Bewußtseins in Stellvertretung ausgesprochen wird, und nur im Mitvollzug der stellvertretenden Funktion verstanden werden kann. Dies gehört den Gebrauchsbedingungen des Pronomens 'ich' zu, durch dessen selbstbewußten Gebrauch durch die begrifflich zuerkannten, ursprünglich verbundenen Vermögen, der Sinn des Grundsatzes durch jeden mitvollzogen werden kann, der ein Bewußtsein davon sich ausbilden konnte, daß er wie ich und ich wie er nur durch eigenes Denken etwas vorstellen kann, und so zu folgern ist: daß ich denke, muß alle meine Vorstellungen begleiten können. Vorstellungen müssen als je meine von jedem, der denkt, als je eigene bewußt sein können. Obwohl die Vorstellungen inhaltlich verschieden sind, ist ihr Denken in der Funktion, etwas als vorgestellt zu denken, was es ist, in allem Selbstbewußtsein dasselbe und muß in dieser Selbigkeit durch den Begriff des Denkens als Vermögen etwas als etwas vorstellen und in einer Vorstellung halten zu können, bedeutet sein.

Als Vorstellungen von etwas, haben sie an der Identitätsform des Begriffs eines vorgestellten Gegenstands teil, ohne den es keine Vorstellung von etwas als etwas geben könnte. Die Vorstellung hat in ihrem Referenzverhältnis an Identität der Begriffsform nach teil, und diese verleiht der Ausrichtung des Denkens als Vorstellungsvermögen die Identität als Verhalten, in der es als allgemein bewußt sein kann.

Das Selbstbewußtsein ist also darin bedingt, daß nicht uneigene Mächte das Denken in seinen Vorstellungstätigkeiten bewirken, sondern eine Selbsttätigkeit im Denken so statthat, daß seine Gegenstandsausrichtung im Vorstellen durch dessen Form als einen Gehalt des Gegebenseins von etwas habend eine Verhaltensidentität sich bestimmt, die für alles Bewußtsein, daß ich etwas vorstellend denke, dieselbe ist.

Damit gehört zu seinen Einheitsbedingungen ein Bewußtsein von Selbstätigkeit, das das Haben und Ausüben eigener Vermögen an eine Spontaneität knüpft, die nicht durch fremde Ursachen determiniert ist, sondern nur den Bedingungen des Identitätsverhaltens in der Gegenstandsbezogenheit von Vorstellungsgehalten unterliegt, ohne die zu wahren es nicht als selbstätig sich bewußt sein könnte.

Daß hieran sich auch ein Freiheitsbewußtsein knüpft – in einer wiederum ursprünglichen, nunmehr als Freiheit ermöglichenden Verbinden, weist die Urteilsverbindung als erkenntnisfähig in Einheit mit der Wahrheit aus, als befreiend, ist aber nur mit der Wahrheitsfähigkeit von Erkenntnis aus Erfahrung zu gewährleisten. Darum ist die Identität des Denkverhaltens als Vermögen wahrende Funktionseinheit eine ursprüngliche Verbindung, die das Denken im Vorstellen zu einer Gegenstandserkenntnis bestimmt und erkennen läßt, daß es seine Identität im Selbstbewußtsein nur durch die Geltung des vorstellend Gedachten als Gegenstandserkenntnis haben und wahren kann.

Das 'ich denke' ist Ausdruck eines Selbstdenkens im Bewußtsein, das in seiner Geltungsbedingung mit der Objektivität zugleich eine Allgemeinheit anzeigt, in der das Bewußtsein des Vermögens zu denken sich in die Möglichkeit verhält, „an der Stelle eines jeden möglichen anderen zu denken“, indem die Begriffe 'Denken', 'Vorstellung' und 'Bewußtsein' für alle darin dieselbe Bedeutung haben können müssen, daß sie (und weil sie nur so) eine Einheit im personalen Selbstbewußtsein ermöglichen. Das Selbstbewußtsein einer Person, die ich sagen kann im Bewußtsein, Vorstellungen zu haben, stellt sich mit dem Bewußtsein, daß ich in allen meinen Vorstellungen selbst denke, als ein „objektives“ und als ein „allgemeines Selbstbewußtsein“ dar.

Als „meine Vorstellungen (ob ich mich ihrer gleich nicht als solcher bewußt bin) müssen sie doch der Bedingung nothwendig gemäß sein, unter der sie allein in einem allgemeinen Selbstbewußtsein zusammenstehen können“ B133

Dieses Zusammenbestehen ist nur durch eine verbindende Selbstätigkeit möglich, die jeweils viele Vorstellungen zur Einheit eines Gegenstandsbewußtseins vereinigt.

„Die transscendentale Einheit der Apperception ist diejenige, durch welche alles in einer Anschauung gegebene Mannigfaltige in einen Begriff vom Object vereinigt wird. Sie heißt darum objectiv (…).“ § 18 B 139

In einer Gegenstandsvorstellung ist je eine Vielheit von Vorstellungen mit Begriffen vereinigt und durch das Denkverhalten in Erfahrungsbewußtsein von Erkenntnis durch die Vorstellungsgehalte bestimmt, die das Denken im Urteilen als die Bestimmtheit von etwas als Gegenstand von Vorstellung, Bewußtsein und Erkenntnis erfasst. Die Gegenstandsvorstellungen bilden aber in den Verhältnissen zueinander eine Struktur, in der das Bewußtsein die Struktur der Erscheinungen in ihren sich gebenden Zusammenhängen sich ausgebildet hat. Es denkt dazu einen Gegebenheitsraum von Erscheinung, in dem die Gegenstände subsistieren und untereinander zusammenhängen. Die Verbindungsleistung des Denkens stellt eine Erkenntnis dar, wenn sie einen Zusammenhang zum Resultat hat, der „als im Objekt verbunden“ gelten kann. Dies ist durch Verhaltensgesetz der Gegenstände möglich, die zugleich das Verhalten der Gegenstände untereinander regeln.

Mit der durch Gesetze als Regeln ihres Verhaltens wahrnehmbarer Erscheinungen im Gegebenheitszusammenhang von Gegenständen, unterscheidet sich der Anschauungsraum als Darstellungsraum von gesetzlichem Verhalten unter der Bedingung von Verhaltensidentität als Gegenstand vom sinnlichen Wahrnehmungsbewußtsein als Individuum in einer Landschaft oder des Umgebungsbewußtseins eine Daseins in einem durch den Horizont des umgebend Sichtbaren umgrenzten Wahrnehmungsraums, in dem wir uns wahrnehmend bewegen.

Durch Objektivität und Allgemeinheit ist das Selbstbewußtsein in seinen Identitätsbedingungen und ihrer Erkenntnisverpflichtung auf die wissenschaftliche Haltung und wissenschaftliche Bildung von Erfahrungsgeltung bezogen.

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Das Bewußtsein, daß ich denke, wenn ich mir etwas vorstelle, ist weder leer, noch einfach, sondern weist eine Verbindung (von Vermögen und Funktionen auf), die Kant jedoch ursprünglich nennt. Sie stellt als allgemeine auch keine reine Form dar, sondern zeigt als Einheitsbedingung (in füreinander ursprünglicher Verbindung von unterscheidbaren Vermögen und Funktionen) die Angewiesenheit auf etwas, um etwas, es selbst denkend, als etwas vorstellen zu können, das als Vorgestelltes vom Bewußtsein zu denken begleitet sein können muß – und das ist als begleitendes nur möglich, wenn das Vorgestellte nicht dasselbe ist wie das Vorstellen. Mit dem zwar unbestimmten 'etwas' ist jedoch dem vorstellenden Denken ein Verhältnis zu einer Vorstellungsgegebenheit zuerkannt, zu dem es sich durch Einbildungskraft verhält und dadurch einen möglichen Objektbezug als Form der Bestimmtheit einer Vorstellung einnimmt.



Eine Frage der Methode



..τὸ γἀρ αὐτὸ νοεῖν ἐστίν τε και εἶναι.  (Parmenides Fr 3)

Denn das Selbe ist einzusehen so auch zu sein.

Vernunfterkenntnis aus Begriffen unterscheidet sich von Verstandeserkenntnis, wie sie uns in Urteilen im Verhältnis zur Gegebenheit von Gegenständen begegnet, kann aber nur mit deren Funktion ansetzen, weil der Verstand das Vermögen der Begriffe ist. Wann immer wir mit Begriffen zu tun haben, ist auch der Verstand und sein Denken in Funktion und Gebrauch. Vernunftbegriffe, von denen Kant insbesondere im Zusammenhang mit dem Verhältnis der Einsichtsbildungen zu Ideen spricht, haben in der Begriffsform an den Formbedingungen des urteilenden Verstandes und seiner Art der Begriffsverbindungen Anteil und bedürfen, um von reinen wie von empirischen Verstandesbegriffen unterschieden werden zu können, eines besonderen Verfahrens, um das Eigentümliche der Vernunfteinsicht zu erörtern, wie es die Rede von der Erkenntnis aus Begriffen – und nicht nur durch Begriffe, also in Unterscheidung vom prädikativen Gebrauch anzeigt. Eine bloße „Umbildung der Begriffsform“ (Henrich, Grund und Gang spekulativen Denkens) ohne die Verfahrensart zu revidieren, um die Einsichtshaltung der Vernunft der theoretisch bestimmenden Gegenstandsintention entwinden zu können, reicht nicht aus.

Das nicht in theoretischer Erkenntnishaltung durchführbare Verfahren der Unterscheidung ist insofern kritisch, als der Ausgang von Begriffen die Vernunfterkenntnis unvermeidlich in die Funktionsbahn des Verstandes verhält und die Differenzierung nur gegen die Indifferenz als Wendung durch Unterscheidung von Bedingungen in Begrenzung der Vermögen erreicht werden kann. Ohne auf die Vermögen und ihre Einheitsbedingungen sich in kritischer Reflexion erkennend richtende Vernunft ist die Unterscheidung der Erkenntnisarten zwischen Verstand und Vernunft nicht möglich. Das Verfahren wird als kritisch reflektierendes Erkennen aber durch die Urteilskraft ausgeübt, mit der die Vernunfteinsicht in den Selbstverhältnissen zu Vermögen und ihren Bedingungen sich eins wissen können muß.

Ohne den Begriff von Vermögen als Maß zugrundezulegen ist das Verfahren der Unterscheidungserkenntnis nicht anzuleiten, vermag die Urteilskraft der Vernunft kein Maß des Angemessenen zu geben; sie stützt vielmehr die Vernunfteinsicht gerade darin, daß sie die Begriffe von Vermögen nicht als Gegenstandsbegriffe zugrundelegt, sondern als das im Bewußtsein des jeweilig als vermocht bewußt werdenden Verhalten in seiner Identität bedeutend dessen Selbstgemäßheit in Einheit es mit seinen Bedingungen annimmt und durch Bestimmung seines Begriffs diesen so zur Einsicht als ein je besonderes Bedingungsgefüge bringt, wie es im Identitätsbewußtsein eines jeden der als es selbst begreifbar werdenden Vermögen dessen Verhalten leitet, wir also das entdecken, was uns in reflektierender Urteilskraft zur Vernunfterkenntnis im Selbstbewußtsein unseres je selbst mit Erkenntnissen und Beurteilungen ausgeübten Verhaltensvermögen leitet.

Nun können (wir in unserer) Vernunft und Urteilskraft nicht die Bestimmungsarbeit eines Begriffs ansetzen, ohne ihn in der Weise zum Subjektbegriff von Urteilen zu gebrauchen, wie dies der Verstand durch die Funktionen des Gegenstandsbewußtsein tut, wenn er sich dessen Bedeutung vorstellt. Allerdings wird durch den Begriff, aus dem Vernunfterkenntnis soll möglich sein, nicht ein von ihm verschieden anzuschauender Gegenstand zugrundegelegt (kann also als Urteilssubjekt, für das ein Begriff immer auch Prädikat sein können muß als auf Anschauung von einzelnem in der Urteilsvorstellung sich beziehend, nicht funktionsgerecht gebraucht sein), sondern der Begriff vertritt in Form und Bedeutung das Bedeutete selbst, das zwar für das Bewußtsein des etwas als etwas verstehend beurteilenden Denkens gleich einem Gegenstand erscheint, der jedoch allein durch den Begriff gegeben scheint und darum das durch ihn allein Bedeutete durch das Denken nicht als seiend vom Gedachtsein unterschieden werden kann.

Die Vernunfterkenntnis setzt darum mit jener spekulativen Nichtunterschiedenheit von Denken und Sein als Einsicht ein, deren Identität jedoch das Sein vom Schein nicht schon unterschieden hat und darum zur Unterscheidung weist. Die parmenideisch gewiesene Selbigkeit des vernehmenden Denkens und Seins wird mit der Identität zu wahren verpflichtenden Weisung, Seiendes seiend, Nichtseiendes für nichtseind zu halten, zum Ansatzgrund jeder philosophischen Reflexion, die sich durch Begriffe auf etwas richtet, was nicht ohne die Gegenwart der Begriffsbedeutung im denkenden Bewußtsein erscheinen kann, und weist diesen Ansatz als den des spekulativen Denkens aus, in dem ursprünglich Vernunfteinsicht und der entgegensetzenden Unterscheidung aus ihrer Weisung zu folgen fähige Urteilskraft im erkennenden Denken aus Begriffen verbunden sind.

Doch wird diese Gegebenheit in vorgestellter Erscheinung für die Anschauung durch eine Darstellung gegeben, darin lediglich Begriffsbedeutungen 'geschaut' werden können, nunmehr aber in einer Komplexion, die anschauungsanalog ist, aber keine Sinnlichkeitsbestimmungen zur Verbindung bereit stellt. Die geforderte Einzelheit für die Bedeutungsbestimmtheit eines Begriffs als Begriff von etwas, wenn es kein Gegenstand einer sinnlichen Wahrnehmung sein kann, der durch die Darstellung seiner Erscheinung im Vorstellen gehalten wird und Urteile (als Erfahrungsurteile) ermöglicht, wird durch die Verzeichnung eines Orts ersetzt, an dem der Begriff ganz in Bedeutung von Identität im Verhalten als das Bedeutete selbst gehalten wird und einen Ort im Gedächtnisraum einnimmt, in dem er unverwechselbar bleibt – dem Auseinandergesetztsein einer einzelnen Substanz im Raum analog (ohne wie diese im Gegenstandsbegriff durch Prädikate von ihr inhärenten Eigenschaften bestimmbar zu sein).

Doch spannt sich dieser Gedächtnisraum des Denkens aus Begriffen in einer Anschauungsdarstellung aus, die nicht vom Denken der Bestimmtheit der Begriffe unterschieden sich zeigt: er ist nur im Denken der Gedächtnisse der Begriffsbedeutung so zu betreten, daß ihre Identität je als eigen (dem Begriff als Form eigen) für wahr genommen und damit als zu erhalten aufgegeben übernommen wird (Annahme der Idee im Begriff durch Vernunft).

Es zeigt sich schon mit diesen ersten Überlegungen zu Verfahrensweisen der abgrenzenden Bestimmung der Art von Begriffen mit und aus denen eine Vernunfterkenntnis gefordert und ermöglicht wird, daß diese einer methodischen Unterscheidungskunst bedarf, die die Funktionsbedingungen des Verstandesurteils aufnimmt und zugleich in deren eigentümlichen Bedingungen erkennend allererst die Unterschiede – zwischen Urteilsfunktion und Kategorie einerseits und Ideen und Vermögen als durch Begriffe bedeutet andererseits – vor Augen legt.

Das Verfahren der Kritik hat einen auf Veranschaulichung angelegten, darstellenden Charakter, darin die Reflexion der Urteilskraft die Vernunfterkenntnis auf die Darstellung des Begriffs bezieht.

Setzen wir einen Begriff so, daß seine Bedeutung nicht durch Anschauung als bestimmt gegeben „angesehen“ werden kann, dann können wir ihm diese Gegenstandsfunktion der Anschauungsbestimmtheit von als wahrnehmbar vorgestelltem Einzelnen nur dadurch entziehen (oder vorenthalten), daß wir ihn nicht in einer Urteilsverbindung gebrauchen.

Das von den mathematischen Darstellungsverfahren von Begriffen durch Konstruktion sich unterscheidende Verfahren der ideenbezogenen Vernunfterkenntnis aus Begriffen gibt ihnen in Wahrung der Anschauungsintention der Identitätsbedeutung einen Ort im Gedächtnisraum, durch den dieser zugleich sich durch die Teilhaben an den Einteilungsverhältnissen zur wiederum denkbaren Begriffsbestimmtheit strukturiert.

„Das Selbige in dem Selbigen verbleibend, ruht es in seinem eigenen Bereich (καθ' ἑαυτο – gemäß seiner selbst), und so verbleibt es an Ort und Stelle fest verwurzelt.“ Fr 8,29 (Übersetzung Schadewaldt, Anfänge, S.339)

Während das Gedicht des Parmenides zum Vernehmen des Logos der Göttin führt und für die spricht, die wie er diesen Aufweg mitgefahren sein könnten, sie herausnehmend auf Wege außerhalb der menschlichen Verkehrsbetriebe, Sein und Vorstellen zu unterscheiden lernend, und Abstand hält zu denen, die mit „schwankendem Verstand dahin treiben“ (Fr 6), spricht Heraklit von Vornherein das Unverständnis der Menge aus, ohne sie von dem bleibenden Wort her auf den Weg des Rechten zu weisen.

„Für dieses Wort indessen, das (immer) da ist, kommen die Menschen nicht zum Verständnis, weder bevor sie es hörten, noch sobald sie es gehört haben. Denn obwohl alles nach diesem Wort geschieht, gleichen sie doch solchen, die sich nicht damit befaßt haben, obgleich sie sich doch befassen mit Reden und Werken von der Art, von welcher ich es darlegen werde, in dem ich jedes einzelne nach seiner natürlichen Wesensbeschaffenheit (physis) auseinanderlegen und nachweisen werde, wie es sich damit verhält (hexis).“ (Heraklit, Fr 1, nach Schadewaldt, S. 357)